Heimspiel gegen den PSV Rostock II, 90 Minuten Kampf in der unteren Tabellenregion. Zwei Dinge waren nach diesem Spieltag jedem BSV-Anhänger klar. Erstens: es gibt einen Fußballgott. Zweitens: sein Name lautet Toni Linda. Dies ist zugegebenermaßen eine sehr eindimensionale Sicht auf die Dinge, fasste aber die Gefühlslage eines Jeden unmittelbar nach Abpfiff gut zusammen. Der Reihe nach…
Tradition hat einen Namen in der Bandelstorfer Kuhstallarena. Er lautet: Personalengpass. Einmal mehr durfte sich Trainer Oesterle bei seiner Gestaltung der Startelf kreativ ausleben. Kapitän und Rotsünder Jatschi, der sich im Rahmen seiner Resozialisierung mit dem Ordnerleibchen umhüllte, fehlte im zentralen Mittelfeld. Auch Brian musste erkältungsgeschwächt kurzfristig absagen, Tom und Basti fehlten ebenso. So rückte Rückkehrer Richi nach genau einer Trainingseinheit auf die Position des linken Verteidigers. Sein Pendant auf der rechten Seite bildete Häschen ab, der nach drei Spielen Pause ebenfalls zurückkehrte. Darüber hinaus bekleidete Emil die Position auf dem rechten Flügel, während sich mit Toni ein wahrer Edelgast die Ehre gab. Wie wichtig das noch werden würde, sollte sich später zeigen…
Mit viel Schwung startete Oesterles Eleven in die Partie. Gut und gerne sechs gute Chancen wurden in kollektiver Dekadenz vergeben. Insbesondere Simon fungierte immer wieder als Antreiber aus dem Mittelfeld und bereitete zahlreiche Aktionen vor, die bevorzugt über dem Tor endeten. Kolbsen, Emil, Maus, Richi und Simon höchstselbst scheiterten beim Abschluss, während der PSV II kaum stattfand, kurz vor dem Pausenpfiff aber gefährlich kontern konnte. Ein 0:0 zur Pause. Ratlosigkeit. Wird das hier wieder ein Spiel ohne Belohnung? Im zweiten Durchgang sollten die Tore folgen. Und wie…
Zug nach vorne war auch im zweiten Durchgang seitens der Gastgeber spürbar. Umso blöder guckten jene nach 51 Minuten. Ein Freistoß segelte in den Strafraum der Kessiner. PSV-Akteur Christopher Reimers stand einsam und allein auf Höhe des Elfmeterpunktes und ließ sich nicht zweimal bitten, 0:1 für die Gäste. Doch die Reaktion folgte zügig. Nur vier Minuten später schlug Simon eine mustergültige Eckstoßflanke auf Maus, der mit seinem zauberhaften Gesicht (manche sagen Augen, manche sagen Nase) das 1:1 markierte. Das gab Auftrieb. Eine bärenstarke Kombination von Emil und Simon vollendete Kolbsen, der Simons angenehm anzusehenden Chip zum 2:1 verwandelte (62).
Nun wäre es wahrlich zu leicht, wenn das den Schlusspunkt markieren sollte. Ein „der BSV spielte die Partie souverän zu Ende und ließ nichts mehr anbrennen“ wird es in dieser Saison wohl nicht mehr geben. Denn nur so lässt sich das Folgende erklären. Nach 86 Minuten kommt Böller im Strafraum zu Fall, der Pfiff blieb aus, der Konter mündet in Slapstickmanier ins 2:2 und die Gesichter werden länger und länger. Als wäre auch das nicht genug, scheitern die Gäste hiernach nun auch noch zum einen an Nils und zum anderen an sich selbst. Zwei dickste Gelegenheiten zur PSV-Führung bleiben ungenutzt.
Und so kommt es wie es kommen musste. Ein Freistoß aus 50 Metern legt sich Simon zurecht, der im Spiel ohnehin jede Position mindestens einmal bekleidet hat (OHNE ZU SCHWITZEN, wie Toni nach dem Spiel halb beeindruckt und halb erbost bemerkte). Simons Freistoß segelt in den Sechzehner, Fußballgott Toni ist aufmerksam und schiebt den Ball zum umjubelten 3:2 nach 92 Minuten ins Netz. WAS FÜR EIN FINISH! Ekstatischer Jubel brach sich daraufhin Bahn. Die letzte Minute verlief unfallfrei, sodass der BSV drei wichtige Punkte im Kuhstall behalten konnte. „Ich bin so froh, dass ihr euch endlich mal belohnt habt. Hätten wir dieses Spiel nicht gewonnen, hätte ich die Welt nicht mehr verstanden“, jubelt Coach Sven im Siegerkreis nach der Partie. So lasset uns fortan beten zu Fußballgott Toni. Sein Wille geschehe, sein rechter Fuß bestehe. Amen.
Torfolge
0:1 Christopher Reimers (51.)
1:1 Maus Pfitzmaus (55.)
2:1 Felix Kolbe (62.)
2:2 Ole Biebig (86.)
3:2 Toni Linda (92.)
Für den BSV im Einsatz
Nils Kröner – Richard Lindner, Til Möhwald, Felix Jannott, Tom Haß – Tim Pfitzmann (76. Tim Hagemann), Lukas Manski, Toni Linda (92. Michael Zimmermann), Emil Moers, Simon Lenzner – Felix Kolbe